Alpenbrevet

Alpenbrevet de Luxe - 10000 Höhenmeter an einem Tag

 

Projekt 10000 Höhenmeter

Der 25. Juli 2006 war ein besonderer Tag.

Es war der Tag an dem ich ein besonders Vorhaben realisieren konnte: Mit dem Rennrad 10000 Höhenmeter an einem Tag!

Dieses Projekt schwirrte mir schon seit einiger Zeit im Kopf und drängte auf seine Realisierung. Schliesslich wird man auch nicht jünger :-)


Die 10000 ist eine magische Zahl.

Eine magische Zahl ähnlich der 2000 Meter Höhe für einen Alpenpass oder 100 km/h Abfahrtsgeschwindigkeit. Es ist eine Marke, die nur wenige erreichen können und noch viel weniger es wirklich tun.

Ein solches Vorhaben kann natürlich nur bei besten Bedingungen stattfinden mit langen Tagen im Hochsommer und trockenen Verhältnissen und natürlich muss die körperliche Verfassung gut oder besser sein :-)

So ist die Anzahl möglicher Realiserungstage für Alltagsgetriebene sehr gering. Ich konnte nach guter Wettervorhersage kurzfristig einen Tag freinehmen. Es hat sich gelohnt!

Durchgangszeiten  
Tourverlauf und Fotos  
Glücklich fertig  
Erfahrungen

Letztlich waren es 10200 Höhenmeter auf einer Strecke von 340km.
www.bergstrassen.de

Zur Strecke: Es durfte kein Streckenabschnitt mehr als ein mal in die gleiche Richtung befahren werden und die Fahrt sollte mehr oder weniger bei Tageslicht stattfinden.

Rund um Andermatt ist einer der wenigen Punkte der Alpen, an denen das überhaupt möglich ist, denn meist befindet sich zu viel 'Leerlaufstrecke' zwischen den relevanten Steigungen.

Die Strecke mit Start in Amsteg führte über Susten, Innertkirchen, Grimsel, Ulrichen, Nufenen, Airolo, St.Gotthard, Hospental, Furka, Gletsch, Grimsel, Innertkirchen, Gr.Scheidegg, Grindelwald, Gr.Scheidegg, Innertkirchen, Susten zurück nach Amsteg.

Durchgangszeiten

Tourverlauf

Am Vorabend radelte ich von Zürich über Ägerisee und Schwyz nach Amsteg, um dort in einem netten Heustadel zu übernachten.

Alle Fotos sind anklickbar!

Um um halb 5 gehts los. Dämmerung Fehlanzeige.

Messerscharf motiviert.
Es muss klappen!
das Foto ist echt so entstanden!
In Wassen wirds hell.

Die Luft wunderbar.
Da ist gut lachen.

Wassen im Morgengrauen gegen den Sankt Gotthardpass.
Der Gotthard muss aber noch warten.

Im Meiental Richtung Susten. Was sollen denn die Wolken da?

Die oberen Kehren des Susten. Die Strasse verschwindet in der Bildmitte in den 300m langen Scheiteltunnel.

Als erstes der Sustenpass um 6h45.

Weit vor dem Zeitplan. Sehr schön.

Der Steingletscher zwischen Gwächtenhorn (3420m) und Sustenhorn (3502m ,links aus dem Bild) und dem Steinsee auf 1920m.
Gletschergefahr Nostalgiefotos

Die obersten Kehren des Susten hinab ins Gadmertal Richtung Innertkirchen.

Auf der Sustenstrecke kurz unter dem Hotel Steingletscher in Richtung Innertkirchen.

Interessante Passage am Grimsel mit der alten Passstrasse als Radweg und den nicht sichtbaren berginternen Autos im neuen 11% steilen Tunnel.

Unterer Stausee am Grimsel auf ca. 1700m "Räterichs Bodensee".

Der Grimsel (2168m) als zweiter Pass um 9h20.
Laue Luft.
Blauer Himmel.
Alles klar.

Am Nufenen treffe ich Roman aus Monthey. Er macht eine Tagestour über Nufenen, Gotthard, Furka und hat genau mein Speed.
Wir fahren zusammen den Nufenen in 70min und sind oben um 11h10.
Salutations à Roman!

Die alte Gotthard Südrampe durchs Tremolatal: kurvenreich und kopfsteingepflastert.

Am Gotthard um 12h45.

Sankt  Gotthard (2109m) als 4. Pass um 12h45. Zu zweit machts einfach mehr Spass.

Abfahrt vom Gotthard in Richtung Hospental.

Bekannter Blick vom Furka über Realp, Hospental und Andermatt zum Oberalppass.

Furkapass (2436m), um 14h30 die Nr.5 am heutigen Tag.

Bekannter Blick vom Furka auf dessen oberen Kehren und hinüber zum Grimsel.

Gletsch auf 1760m vor den Resten des Rhonequellgletschers. Hier verzweigen sich Grimsel und Furka.

Grimsel zum zweiten um 15h30 als Pass Nr.6 und damit 6600 Höhenmeter.
So könnt's weitergehen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, das Ziel (sogar locker) zu erreichen.

Jedoch die Zufahrt zur Scheidegg war lang, die Luft im Tal drückend und schwühl, die Scheidegg steil und meine Kraft wurde langsam weniger.

Und dann sollte es auch noch anfangen zu regnen.
Das konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen.

Grosse Scheidegg auf 1300m kurz vor Rosenlaui, dem kleinsten Ort der Schweiz.

Regenschauer. Wie lange sollte es regenen?

Zum Glück ist es dann doch weitgehend trocken geblieben.
Grosse Scheidegg kurz vor dem Gipfel mit Blick zurück nach Osten ins Rosenlauital.
Hotel Rosenlaui

Grosse Scheidegg als 7. Pass für heute.
Die Eigernordwand im Hintergrund.

Ich brauche die Höhenmeter und so fahre ich runter Richtung Grindelwald bis zum Hotel Wetterhorn (1210m) und wieder hoch.

Grosse Scheidegg um 19h50 als 8. Pass mit jetzt 8600 Höhenmetern.
Das war hart.
Ein schwerer Pass noch.
Es folgte die Abfahrt nach Innertkirchen und der lange Aufstieg zum Sustenpass.
Es wurde dunkel und für mich schwerer und schwerer, gegen die Müdigkeit anzukämpfen.

Zigmal wollte ich am liebsten vom Rad steigen und es gut sein lassen.
Zigmal kurbelte ich weiter.

Warum?
Darum.

Glücklich fertig mit 10200 Höhenmetern!


Geschafft!

Alle Mühen vergessen.
Das Ziel war das Ziel.
Jetzt war ich da.

Wie oft hatte ich während der Tour gewünscht, doch endlich hier zu stehen.

Freude und Erschöpfung gleichzeitig.

SMS an die Mitfiebernden.
Die Abfahrt nach Amsteg verlief problemlos und sicher.
Bis ich dann letztlich auf der Matte lag, verging trotzdem eine knappe Stunde, also halb eins Einschlafzeit.

Morgens um halb sechs gabs dann noch den Zug nach Zürich. Um kurz nach sieben war ich zuhaus und um neun im Büro. Schliesslich hatte ich ja nur einen Tag frei :-)

Erfahrungen

Konsum

Viele haben gefragt, was ich denn so esse und trinke während so einer Höllentour.

Essen: Also ich bin eher der Sandwich- Bananen-Typ. Mit Energieriegel hab ichs nicht so während der Tour (im Rennen schon).
Nach Bedarf kaufe ich was im Supermarkt oder direkt Sandwiches. Einen Teil esse ich gleich und nehme den Rest mit. Man weiss ja ungefähr, wo es Möglichkeiten geben wird.
Bei längeren Touren hab ich auch schon mal ne Pizza zusammengeklappt in Teilen als Sandwich mitgenommen. Ovi-Schokolade deckt den Süssteil ab.

Trinken: So ähnlich. Manchmal ne Pulle Cola oder Rivella, in Abwechslung mit Wasser frisch aus der Quelle oder nem Brunnen.

Mineralien: Pro ca. 4h Belastung werf ich ne Zentrum ein. Sonst eigentlich nix.
Gepäck

Auf der Tour selbst hatte ich mein (reduziertes) Tourgepäck mit Schlafsack/Matte dabei. Da könnte man bei einer Wiederholung sicher noch optimieren.

Sie Sachen zu deponieren war eine Option, jedoch wusste ich ja nicht ob die Tour wie geplant verläuft und ob ich am Abend wirklich wieder am selben Ort bin.

Packliste für Mehrtagestouren
Fazit

Insgesamt war es doch anstrengender als ich - auch und gerade zwischendurch - gedacht hatte.

Man muss wirklich gut beisammen sein, um eine reelle Chance auf das Finishing zu haben.

10000hm sind nicht einfach 5000hm mal zwei!

Es ist mehr.
Zwei Drittel sind nichts.
Die letzten Meter sind die härtesten.

Bereitet Euch mental auf grosse Belastungen vor.
Mit der Müdigkeit und Erschöpfung richtig umzugehen (nämlich weiterfahren :-) ist sehr schwierig.

Wino